Rundgang 2010

Abendlicher Nachtwächterrundgang mit Altbürgermeister Günter Stock

Für Marokkaner mit und ohne Migrationshintergrund

Der Franke ist von Natur aus ein freundlicher Mensch, humorvoll und immer zu einem Scherz aufgelegt – wenn man ihn in Ruhe lässt. So etwa beschrieb Günter Stock die fränkische Mentalität für neu Zugezogene bei einem abendlichen Rundgang durch Margetshöchheim. Die unterhaltsame Zeitreise durch ein Margetshöchheim, das es schon lange nicht mehr gibt, gehört zu den beliebtesten Touren durch die Maingemeinde.

So kamen trotz schmuddeligen, regnerischen Wetters rund 70 Frauen und Männer zu dem von der örtlichen SPD organisierten Rundgang. Um 19 Uhr entzündete der Nachtwächter seine Laterne. Über die lauschigen Plätze und durch die dunklen Gassen führte sein Weg an einigen markanten Häusern im Altort vorbei. Stock, im früheren Leben Bürgermeister von Margetshöchheim, erzählte im historischen Gewand spannende und kuriose Geschichten von einst aus dem Gartendorf am Main.

Die Informationen hat sich der Altbürgermeister von der „lebenden Ortschronik“, Werner Lennemann, geholt. Dieser hat den Text in Fränkisch fast fertig geschrieben, Stock hat das Ganze noch ein wenig mundgerecht und humorvoll auf seine Art bearbeitet. Der Nachtwächterrundgang sei ein echtes Highlight für „echte Marokkaner und für Einwohner mit Migrationshintergrund“ und ein beliebtes dazu, meinen Marion Reuther und Werner Stadler von der SPD.

Geheimnisse
Aus gutem Grund: Dank Lennemann gibt es kaum etwas, das der Nachtwächter nicht weiß. Er ist in die Geheimnisse der Gemeinde und ihrer Bewohner eingeweiht. Der Nachtwächter kennt auch die verborgenen Winkel und die tollsten Geschichten, weiß auf fast jede Frage eine Antwort. „Ich habe einiges über den Ort gelernt“, sagt Bianca Koch, die seit 2001 in Margetshöchheim lebt. „Ich wusste zum Beispiel nicht, dass die Gaststätte „Zum Kreutzer“ früher ein katholisches Pfarrhaus war.“

Dass Margetshöchheim ein obstbaugeprägter Ort und die Erlabrunner Straße eine sogenannte Marktstraße war, erfuhr Christopher Traub. Der junge Mann wohnt allerdings nicht in der Gemeinde, sondern hat hier seine Freundin besucht und mitgemacht.

„Mir hat es gut gefallen, wie der Nachtwächter den Rundgang locker rüber gebracht hat“, sagt Peter Sittko, ein „Marokkaner mit Migrationshintergrund“, wie er sich selbst nennt.

Ihn hat insbesondere eine tragische Geschichte beeindruckt, die Günter Stock am Ende des Rundgangs erzählte. Sie handelt von einem Margetshöchheimer Ehepaar, das an seinem Hochzeitstag in Zell beichten wollte. Weil die Kirche so voll war, ging das Ehepaar in eine Heckenwirtschaft. Dort hatten die Eheleute über den Durst getrunken. Zur späten Stunde ging der Mann allein nach Hause und ließ seine Frau zurück. Als er sie am nächsten Morgen suchte, fand er sie auf einem Feld – tot. „Die Geschichte hat mich dermaßen beeindruckt, dass sie bei mir hängen geblieben ist.“

Das Berufsbild des Nachtwächters gab es seit dem Mittelalter, doch inzwischen ist dieser Beruf längst ausgestorben. In Margetshöchheim wird die „Tradition“ des Nachtwächters erst seit den letzten Kommunalwahlen lebendig gehalten. Einmal im Jahr geht der Nachtwächter durch den Altort und ist nicht mehr aus dem abendlichen Dorfbild wegzudenken. Zum Schluss der Zeitreise gab es im Rathaushof Glühwein für die Teilnehmer.

Quelle: mainpost.de / 12.11.2010

 
 

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